Ich liebe Märchen. Und wenn in der Vorweihnachtszeit Märchenfilme rauf und runter gezeigt werden, dann sitze ich gebannt vor der Flimmerkiste. Märchen sind einfach zeitlos und immer irgendwie aktuell. Selbst namhafte Psychologen und Psychoanalytiker haben Abhandlungen über die Geschichten und Anekdoten der Märchensammler wie der Gebrüder Grimm oder Hans Christian Andersen geschrieben.
Es gibt wohl kein Märchen, welches Walt Disney noch nicht in einen Zeichentrickfilm verwandelt hat oder verwandeln wird. Auch wenn die Zeichentrickfilme des Erfinders von Mickey Maus und Donald Duck, so romantisch verspielt, schön anzuschauen sind, so bevorzuge ich doch die klassischen Märchenverfilmungen mit richtigen Schauspielern.
Ich könnte mich nicht festlegen, welche ich nun besonders mag, ob die nordischen oder die Geschichten aus dem Abendland. Märchen sind einfach irgendwie alle wunderbar.
Auch wenn ich die Filme schon kenne, ob nun „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ oder „Das singende klingende Bäumchen“ ich kann sie mir auch zum 1795. Mal anschauen und mich immer wieder daran erfreuen.
Ich sitze da und meine Augen leuchten, ganz so wie die Augen meines Großvaters, wenn er die große Leinwand von der Mansarde herunterholte, den Super 8 Filmprojekter aufstellte und einen seiner unzähligen Filmrollen mit Märchenklassikern in den Projekter spannte. Mein Großvater war ein Märchenonkel, müsst Ihr wissen, und es gab wohl kein Märchen, welches er nicht kannte. Auf dem Dachboden hatte er ein kleines Märchenreich mit hunderten von Büchern und eben den, man muss sagen, historischen Filmrollen. Bedauerlicherweise sind die Filmrollen nach seinem Tod verschollen.
Ich denke gern an die Zeit zurück und ich muss sagen, es fehlt mir. Er fehlt mir. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich einfach nur da säße und seinen Geschichten lauschen könnte. So ist es, zumindest ein bisschen, wenn ein Märchenfilm im Fernsehen läuft.
Ein Märchen, welches zur Weihnachtszeit ganz besonders gern gezeigt oder den lieben Kleinen vorgelesen wird, ist wohl Hänsel und Gretel.
Das Lebkuchenhaus, in welchem die böse böse Hexe hauste, ist bei Vielen fester Bestandteil der Weihnachtsbäckerei. So natürlich auch beim Kuchenbäcker. Und mein diesjähriges möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Aus Lebkuchenteig und allerhand Süßkram habe ich ein feines Pfefferkuchenhaus gebacken und gebastelt. Jede Seite des Hauses ist anders dekoriert. Zugegeben, weil ich mich nicht entscheiden konnte, wie das Häuschen denn nun aussehen soll. Aber seht einfach selbst. Doch bevor ich Euch mein kleines Schmuckstück zeige, kommt erstmal das Rezept für den Lebkuchen.
Für ein einfaches Lebkuchenhaus braucht Ihr:
125g Butter
140g heller Zuckerrübensirup
200g feiner Zucker
1 EL Zimt
1 TL Kardamom
1 TL gemahlene Nelken
1/2 TL gemahlener Ingwer
100ml Wasser
1/2 EL Natron
390g Mehl
1. Gebt den Sirup in einen Topf und lasst die Butter darin schmelzen. Das Mehl mischt Ihr mit dem Natron.
2. Der flüssige Sirup kommt zusammen mit dem Zucker in eine Rührschüssel und wird gründlich verrührt.
3. Dann gießt Ihr das Wasser dazu und vermengt alles miteinander.
4. Die flüssige Masse sollte Zimmertemperatur haben, bevor Ihr das Mehl darüber siebt.
5. Am besten lasst Ihr eine Küchemaschine den Teig durchkneten. Es gehen aber zur Not auch die Knethaken des Handrührgeräts.
Der Teig mag Euch ziemlich flüssig erscheinen, das ist in Ordnung so, denn er quillt noch auf. Bevor Ihr den Teig verarbeiten könnt, muss er idealerweise 2 Tage zugedeckt ruhen. Wenn es Euch so geht wie mir, dann werden Ihr es kaum erwarten können, bis der Teig soweit ist, verarbeitet zu werden. Es wird Euch in den Finger kribbeln. Gebt den Teig auf eine ordentlich bemehlte Arbeitsfläche und knetet ihn noch einmal gut mit den Händen durch. Es sollte immer genügend Mehl auf der Arbeitsfläche liegen, damit der Teig nicht kleben bleibt.
Rollt den Teig etwa 3mm dünn aus. Er sollte nicht zu dick sein, weil er im Ofen aufgeht. Dünner als 3mm sollte er aber auch nicht sein, sonst werden die Teile des Häuschens zu dünn und brechen schnell. 3mm ist also die perfekte Stärke.
Ich habe mir eine Vorlage auf Backpapier gezeichnet und ausgeschnitten. Die einzelnen Teile habe ich auf den ausgerollten Teig gelegt und mit einem kleinen Messer an den Rändern entlang geschnitten. Die einzelnen Bauteile habe ich dann vorsichtig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech gelegt. Im vorgeheizten Backofen werden die Teile dann bei 170 Grad Ober-/Unterhitze gebacken, bis sie leicht gebräunt sind. Die größeren Teile haben etwa 15-20 Minuten gebraucht, die kleineren Teile brauchen etwa 5-10 Minuten. Bleibt am besten dabei, damit sie nicht zu dunkel werden.
Wenn die Lebkuchen aus dem Ofen kommen, sind sie noch recht weich, lasst sie also unbedingt ganz auskühlen, bevor Ihr sie vom Blech nehmt. Die Teile müssen eh vollständig erkaltet sein, bevor Ihr sie zusammensetzt
Ich habe etwas mehr Lebkuchenteig gemacht, weil ich noch eine Bodenplatte und kleine „Minilebkuchen“ gebacken habe. Auf der Bodenplatte habe ich das Haus errichtet, die Minilebkuchen wurden zu Dachziegeln umfunktioniert und genutzt, um das Haus mit Lebkuchen zu „verklinkern“, ganz so wie im Märchen.
Traditionell wird das Lebkuchenhaus wohl mit Eiweißglasur zusammengebaut. Das funktioniert auch ganz prima, allerdings dauert es so seine Zeit, bis die Glasur aus Eiweiß und Puderzucker fest ist. Schneller geht es mit geschmolzenem Zucker. Dafür erhitzt Ihr Zucker in einer beschichteten Pfanne, bis er flüssig ist und karamellisiert. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn der Zucker ist extrem heiß! Der Vorteil ist, dass Haus ist im Nullkommanix zusammengesetzt und hält! Heißt aber auch, man muss schnell sein, denn der Zucker kühlt rasend schnell aus. Bevor ich die Teile jedoch zusammengesetzt habe, wurden die Fensterscheiben eingesetzt. Dazu habe ich Blattgelantine vor die Öffnungen geklebt. Sieht doch aus wie echt, oder?Nach dem Richtfest kann dann nach Herzenslust verziert und dekoriert werden. Zum Ankleben der Süßigkeiten-Elemente habe ich Zuckerschrift genommen, die Lebkuchen-Schindeln habe ich mit Eiweiß-Spritzglasur befestigt. Dazu habe ich ein Eiweiß steif geschlagen und mit 240g Puderzucker verrührt. Klebt wie Kleister kann ich Euch sagen. Eine Seite des Hauses habe ich mit der Eiweißglasur „verputzt“ und mit Hilfe von Lakritzschnecken ein Gebälk angebracht, ähnlich wie bei einem Fachwerkhaus. Aus schokolierten Keksstäbchen habe ich einen Zaun gebaut und aus Zimtstangen einen Stapel Brennholz. Wenns ans dekorieren des Hexenhäuschens geht, bin ich halt voll in meinem Element. Ich hoffe, ich konnte Euch ein klein wenig verzaubern und Ihr bekommt Lust, dass große Märchenbuch aus dem Regal zu holen und Hänsel und Gretel zu lesen. Oder Euren Kindern vorzulesen. Oder ein Hexenhaus zu basteln.
Ich wünsche Euch Fröhliche Weihnachten!
… und jetzt schau ich mir einen Märchenfilm an.