Heute oute ich mich: Ich liebe Hallorenkugeln. Und wenn immer ich die kleinen verführerischen Kugeln im Supermarkt finde, wandern sie wie durch Zauberhand im Einkaufswagen. Leider bekomme ich sie hier nicht in jedem Supermarkt, daher muss immer gleich auf Vorrat eingekauft werden.
Seit mir vor gut 13 Jahren eine Arbeitskollegin eine Schachtel Hallorenkugeln vor die Nase hielt und fragte: „Kennste die? Die musste mal probieren“, war es um mich geschehen und ich war angefixt.
Als ich im Spätsommer eine Einladung von der Halloren Schokoladenfabrik erhielt, sprang ich vor Freude in die Luft und ein freudiges Lächeln befand sich einige Tage wie eingemeißelt in meinem Gesicht.
Im November war es dann soweit. Total aufgeregt stieg ich in Frankfurt in den ICE. Zum einen, weil ich die heiligen Hallen von Halloren betreten würde, zum anderen, weil ich schon mehr als 15 Jahre nicht mehr mit dem Zug gefahren bin.
Tatsächlich pünktlich und planmäßig traf ich im Hotel ein, wo ich die anderen geladenen Foodies traf.
Nach einem kurzen Get-together und einem gemeinsamen Drink an der Hotelbar, startete das Abendprogramm mit einer Führung durch die Hallenser Altstadt mit vielen interessanten Informationen über die Geschichte der Stadt. Wir erfuhren von Hallensern, Halloren und Hallunken. Hallenser sind die in Halle geborenen Menschen, Halloren sind die Mitglieder der Bruderschaft der Salzwirker im Thale zu Halle und die Zugezogenen werden heutzutage „Hallunken“ genannt. Zur damaligen Zeit waren es jedoch die Bewohner der heruntergekommenen Vorstadt Glaucha, die so betitelt wurden.Ein absolutes Highlight war die Begehung des roten Turms, der Europas größtes Glockenspiel beherbergt. Hier war schon seit Jahren kein Tourist mehr hinaufgekommen und so war es eine große Ehre, die uns zuteil wurde, auch wenn es eigentlich eine Qual war die enge steinerne Wendeltreppe hinaufzukraxeln. Doch der mühsame Aufstieg hat sich mehr als gelohnt, denn dieses Glockenspiel mit seinen einzelnen Glocken ist schon etwas Besonderes. Und: wir haben es angefasst. Abers psssssst! Das darf natürlich niemand wissen.
Das Tollste aber ist, wir sind nicht nur in die Geschichte des roten Turms und der sich darin befindlichen Glocken eingetaucht, wir haben sie tatsächlich auch zum Klingen gebracht. Nach einem Blitzeinschlag ist das regelmäßige Spiel dieses wahrhaft besonderen Instruments bis auf weiteres verstummt, daher haben sich die Bürger von Halle sicher sehr gewundert, dass vereinzelte Töne aus dem Turm zu hören waren. Wir sind halt Foodies und keine Carillon Spieler.
Ausklingen ließen wir den Abend nach der abendlichen Führung und ein wenig durchgefroren dann im Kardinal Knurrhahn mit einem guten Abendessen. Zur Vorspeise wurde uns Getrüffelter Linsensalat an Spitzkohlcreme gereicht. Die Entscheidung für den Hauptgang fiel uns allen glaube ich nicht so einfach aber der Roulade vom Schweinefilet gefüllt mit Hallore Schlackwurst und Bergkäse auf Champignon-Gemüse an Portwein-Schalotten und Kartoffel-Kräuter Crepes konnte ich dann doch nicht so einfach widerstehen. Den folgenden Tag begannen wir zunächst mit einem ausgiebigen Frühstück im Hotel und jeder Menge Kaffee, bevor wir dann ins Schokoladenmuseum der ältesten Schokoladenfabrik Deutschlands aufbrachen. Ja, Halloren ist tatsächlich die älteste Fabrik ihrer Art, denn die Geschichte der Hallenser Schokolade geht zurück bis ins Jahr 1804. Der Rundgang durch das Schokoladenmuseum gewährte nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Hallorenkugeln, sondern auch in die heiligen Hallen, in der die runde Kugel, nach der ich nahezu süchtig bin, hergestellt wird. Und all jenen, die auf der Suche nach dem verschollenen Bernsteinzimmer sind, sei gesagt: „Who the hell would want a Bernsteinzimmer, if you can have a Schokoladenzimmer?!?!?!“ Und danach müsst Ihr in Halle nicht wirklich lange suchen. Denn das gibts hier im Schokoladenmuseum.
Wer mich kennt, weiß, dass ich süße Sachen mag. Kuchen, Bonbons, Schokolade. Und deshalb war die Freude groß, dass wir nach dem fantastischen Rundgang in die Pralinenküche verschwunden sind, um an einem Halloren Pralinen-Seminar teilzunehmen. Doch bevor wir gefordert und gefördert wurden, gabs erst einmal eine Tasse heiße Schokolade. Woher wussten die nur, dass sie mich so rumkriegen können? Wer von Euch hat denen das gesteckt? Der Denunziant möge gestehen! Jetzt und auf der Stelle!
Während des Workshops wurden weiße Marc de Champagne-Trüffel, dunkle Chili-Trüffel, Amaretto-Trüffel, Marzipan-Konfekt und eigene Schokoladentafeln hergestellt. Und wer keine Pralinenhohlkörper zur Hand hat, sollte nicht verzweifeln, sondern sich einfach ein Fläschchen Sekt aufmachen. Wichtig ist auf jeden Fall immer das richtige Temperieren und Tablieren der Schokolade. Die Chocolatiers von Halloren haben uns, na gut, vor allem mich als einzigen Mann in der Runde, ordentlich ackern lassen, aber wir haben unheimlich viel gelernt. Und der Spaß kam dabei auch nicht zu kurz. Wie man folgend hoffentlich sehen kann. Zum Abschluss bekam jeder von uns nicht nur die Schürze von Halloren (die Sauerei wollte nun wirklich keiner waschen müssen), sondern auch ein „Abschlusszeugnis“. War schließlich auch ne harte Schule. Nein, Spaß beiseite. Das Pralinenseminar kann von jedermann besucht werden und wer Freude an Schokolade und Pralinen hat und sich selbst an der Herstellung versuchen möchte, dem sei dieser vielseitige Workshop wärmstens ans Herz gelegt. Ich danke Halloren, Maria, Mara, Judith, Liv und Andrea für dieses unvergessliche Wochenende. Natürlich konnte ich mich nicht zurückhalten und musste noch im Fabriksverkauf zuschlagen. Mit zwei prall gefüllten Tüten habe ich dann die Heimreise angetreten. Und aus dem leckeren Hallorenkugeln-Klassikern habe ich auch gleich was gebacken. Nämlich leckere Hallunken, die ihr unbedingt mal probieren müsst!
Für 9-10 Stück braucht Ihr:
72g weiche Butter
85g Puderzucker
180g Mehl
2 Eigelb
1/4 TL Salz
2 EL Sahne
1 TL Vanilleextrakt
Für die Hallorencreme:
12 Hallorenkugeln
2 EL Sahne
1. Gebt Butter und Puderzucker in eine Schüssel und schlagt sie mit dem Handmixer etwa 1 Minute cremig auf.
2. Fügt die Eigelbe hinzu und rührt sie gründlich unter die Butter-Zucker-Creme.
3. Zum Schluss kommen, Mehl, Salz, Vanilleextrakt und Sahne dazu und werden kurz untergerührt, bis sich alle Zutaten vermengt haben.
4. Lasst den Teig im Kühlschrank etwa 30 – 60 Minuten durchkühlen.
5. Aus dem Teig formt Ihr Kugeln von 1,5 – 2 cm Durchmesser. Legt sie mit genügend Abstand auf ein mit Backpapier belegtes Blech und drückt sie mit einem Löffelrücken etwas flach.
6. Bei 180 Grad Ober-/Unterhitze werden die Teigportionen im vorgeheizten Ofen im oberen Drittel des Backofens für etwa 7-8 Minuten gebacken, bis sie goldgelb sind.
7. Lasst die Kekse, die ein wenig an Amerikaner (also das Gebäck) erinnern auf dem Backpapier auskühlen, bevor ihr sie löst.
8. Für die Hallorenfüllung hackt Ihr die Hallorenkugeln und gebt sie mit 2 EL Sahne in eine Schüssel. Über dem Wasserbad und unter ständigem Umrühren lasst Ihr die Kugeln schmelzen, bis eine glatte Creme entstanden ist.
9. Mit der Creme bestreicht Ihr jetzt die Hälfte der Kekse.
10. Auf jede bestrichene Hälfte setzt ihr nun eine andere Hälfte als Deckel. Und fertig sind Kuchenbäckers Hallunken. Aus dem Teig könnt Ihr Euch auch „Hallunken-Amerikaner“ machen, wenn Ihr mögt. Dazu bestreicht Ihr einfach alle Kekse mit der Hallorencreme, lasst sie festwerden und setzt ihnen keinen Deckel auf. Schmeckt auch lecker.
Und dazu passt hervorragend eine Tasse heiße Schokolade. Aber nicht irgendeine. Füllt Euch eine Tasse mit heißer Milch und werft einfach zwei Hallorenkugeln hinein. Umrühren, umrühren, umrühren, bis sich die Kugeln vollständig aufgelöst haben und dann einfach geniiiiiieeeeeeßen!
Ihr habt auch ein Hallorenrezept? Dann her damit! Ich freu mich über Eure emails…
Viel Spaß beim Nachmachen.
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