Kürzlich sah ich eine Reportage über Weihnachtsbräuche im Fernsehen. Traditionen in Städten und in ländlichen Gegenden. Marzipan gehörte zu den Leckereien, die man sich zu Weihnachten gönnte. Ähnlich wie Schokolade und andere süße Köstlichkeiten waren einfach zu teuer, um es sich das ganze Jahr über erlauben zu können. Für hochwertiges Marzipan zahlt man auch heute noch einen guten Preis.
Aus feiner Marzipanrohmasse, etwas Puderzucker und einem ganz speziellen Rum habe ich heute Konfekt gemacht, das sich auch ganz prima als Mitbringsel oder Geschenk aus der Küche eignet. Aus vier Zutaten und etwas essbarem Goldstaub* zaubert Ihr im Handumdrehen eine verführerische Süßigkeit, die man abends herrlich zu einem Glas Punsch oder Glühwein, aber genauso gut auch zu einer Tasse Kaffee genießen kann.
Ob in kleinen Pralinenförmchen* oder schön verpackt in kleine Pralinenbeutel* sind sie auch eine kleine Augenweide. Ich empfehle Euch auf jeden Fall eine hochwertige Rohmasse zu kaufen. Gebt lieber ein paar Cent mehr aus. Der Geschmack ist es wert und wird Euch überzeugen.
Ihr braucht für das Marzipan Rum Konfekt:
200g Marzipanrohmasse
100g Puderzucker
2 Esslöffel Kalypso Rum
Kakaopulver zum Wälzen
- Verknetet die Marzipanrohmasse zusammen mit dem Puderzucker und dem Rum zu einer homogenen Masse.
- Formt pralinengroße Kugeln aus der Masse und wälzt sie in Kakaopulver.
- In Pralinenförmchen* setzten und mit etwas essbarem Goldstaub* bestäuben.
Den Rum, der in dem Marzipan Konfekt zum Einsatz kam, habe ich zusammen mit Silvia von Volle Lotte im mittelfränkischen Alzenau entdeckt. Im Rahmen unserer „Genial Regional Reihe haben wir eine Feinbrennerei besucht. Silvia hat im Oktober schon über Simon’s berichtet. Auf dem Hof von Severin Simon, der dort die Tradition der Brennerei seiner Familie fortführt und noch um einige besondere Spirituosen Highlights erweitert hat. Seit 1879 betreibt die Familie eine Obstbrennerei. Auf Streuobstwiesen in der Gegend wachsen die Früchte, die Severin für seine Obstbrände benötigt. „Nur wenig wird zugekauft, denn klassisches Plantagenobst gibt nicht so viel Aroma her“, sagt Severin. Es fehle an Fruchtzucker.
Die Qualität der Produkte liegt dem jungen Feinbrenner am Herzen und man spürt die Leidenschaft, wenn er von seinen Bränden erzählt. Vor 40 Jahren haben die Simons mit dem Weinbau angefangen. Auf 7 Hektar bauen Sie vor allem Burgundertrauben an. Vor einer wunderschönen Kulisse aus Wiesen und Feldern steht der Hof auf dem aber nicht nur beliebte Obstler entstehen sondern auch deutscher Whiskey, der spezielle Next Level Gin und ein besonderer Rum aus den Brennkesseln kommt. Genauso wie das Obst für die Brände, verwendet Severin für Whiskey, Gin und Co Rohstoffe aus eigenem Anbau, sowie aus der Region. Für die Whiskeyproduktion bestellt er ein eigenes Gerstenfeld. Der Wachholder für seinen Gin kommt von der Schwäbischen Alb. Er hat aber auch einen Selbstanbauversuch gestartet. Er verwendet Zitronenmyrthe für die feinen Zitrusnote. Diese und Gewürze wie Kardamom und Koriander wachsen im Spessart. Zitronenschalen aus dem Ausland kommen ihm nicht in die Kessel.
Das besondere an Simons Next Level Gin ist mit Sicherheit sein intensiver Geschmack. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Man braucht weniger Gin für seinen Gin Tonic um den optimalen Geschmack des Longdrinks zu bekommen. Weniger Gin heißt weniger Alkohol pro Drink, sprich ich kann mehr Gin Tonic trinken. Demnächst habe ich noch ein tolles Sorbet mit dem Next Level Gin auf dem Blog. Ihr dürft gespannt sein. Heute erzähle ich Euch aber über den Rum, der mein Marzipan Konfekt veredelt. Ja, veredelt trifft es richtit. Eigentlich ist dieses besondere Tröpfchen viel zu schade um verarbeitet oder verbacken zu werden. Es gebührt ihm eigentlich der pure Genuss aus dem Glas. Doch in der Weihnachstzeit kann man durchaus schonmal eine Ausnahme machen.
Es war ein langgehegter Wunsch, neben Gin und deutschem Whiskey auch einen eigenen Rum zu produzieren. Es mussten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, denn nicht jeder darf Rum herstellen. Das größere Problem war jedoch die Zuckerrohrmelasse, die Severin für die Produktion benötigt. Melasse aus der Zuckerrübe, die in unseren Gefilden für die Zuckerherstellung angebaut wird, eignet sich für die Rumbrennerei überhaupt nicht. „Sie schmeckt nahezu ekelhaft.“ Für Severin war klar, es muss Melasse aus Zuckerrohr sein. Fair gehandelt, fair transportiert. Die Lösung boten die „Tres Hombres“ mit ihrem Segelschiff. Jamaica bietet die besten Rohstoffe. Und vor Ort kann man die hervorragende Qualität am besten kaufen. Nach Europa kommt die Melasse, aus der Severin Simon seinen Rum herstellt, der in alten Sherry Fässern gereift wird, eben mit dem Segelschiff. Einmal im Jahr bekommt er so eine Lieferung der heißbegehrten Melasse. „Das hat natürlich den Nachteil, dass der Rohstoff endlich ist. Wenn die Melasse aufgebraucht ist, ist sie aufgebraucht.“
Ist der Rumvorrat aus und verkauft, dann muss man wieder ein Jahr warten, bis die nächste Lieferung per Segelschiff eingetrudelt ist. 24 Monate lagert sein Rum, der durch seinen besonderen Geschmack besticht. Ich kann Euch nur empfehlen, die Spirituosen aus Severin Simons Feinbrennerei zu probieren. Ihr werdet begeistert sein. Wer Simons Whiskey verkostet hat, wird sich fragen warum Whiskey deutscher Brennereien nur 0,2 Prozent Marktanteil in Deutschland haben. Das sollte sich ändern, denn sie können definitiv mithalten mit den Jim Beams und Jack Daniels dieser Welt. Bereits Mitte/Ende der 90er Jahre hat Severin mit der Whiskey Produktion begonnen und 2008 kam er erste 10jährige Whiskey aus seinem Hause auf den Markt. Eine gute halbe Stunde von Frankfurt entfernt liegt die Brennerei mit eigenem Hofladen. Wer in der Nähe ist, sollte unbedingt dort vorbeischauen. Die Brände der Feinbrennerei gibt es aber auch im Internet zu kaufen.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nachmachen und Vernaschen. Und natürlich auch beim Verkosten des Rums. Oder vielleicht doch dem Next Level Gin?
Vielen Dank an dieser Stelle an Severin Simon, der uns in seine heiligen Hallen hat blicken lassen und uns seine Geschichte erzählt hat.
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