Ich erwische mich immer wieder, allein schon durch die viele Reiserei, das ich auswärts esse(n) muss/darf. Und da ich mein Essen sowieso fotografiere, warum sollte ich da nicht gleich sowas wie eine Restaurant Kritik verfassen. So kann ich Euch coole Locations und Restaurationen empfehlen.
Den Anfang macht das Lohninger in Frankfurt. Dort war ich nämlich zum Heurigen. Ihr wisst nicht, was ein Heuriger ist? Dann solltet Ihr weiterlesen, oder aber selbst mal einen solchen erleben.
Als Heuriger bezeichnet man in Österreich eine Lokalität, in welcher der neue Wein ausgeschenkt wird. Die Tradition des Heurigen, wo auch gut bürgerlich und oppulent gegessen wird geht schon bis ins 18. Jahrhundert zurück. Der österreichische Koch Mario Lohinger hat diese Tradition gemeinsam mit Mutter Erika und Vater Paul im März 2014 in die hessiche Mainmetropole gebracht. Der Erfolg gibt ihm Recht und so wird die sogenannte Heurigen Reihe im Lohinger in der Schweizer Straße 1 in Frankfurt auch 2016 fortgeführt.
Für 39,00 € exklusive Getränke kann man sich einmal quer durch die Österreichische Küche futtern, begleitet von den passenden Weinen. Die Lohningers wollen den Gaumen ihrer Gäste verwöhnen und so ist es für sie eine Selbstvertändlichkeit, dass nur die besten Zutaten den Weg in die Küche finden.
Wie eingangs schon erwähnt, liest sich die Speisekarte am Heurigen gut bürgerlich.
An der langen Theke im vorderen Bereich des Restaurants ist das einladende Buffet aufgebaut, was einem schon auf dem Weg zu seinem Platz dass Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Auf den Tischen stehen Brotkörbe bereit, gefüllt mit Kartoffel-Maisbrot, Laugenstangerln und Bauernbrot, die schon darauf warten, zusammen mit den Vorspeisen zusammen auf dem Teller zu landen.
Liptauer & Grammelschmalz, Kalbstafelspitzsülze, saure Essigzwiebeln, hausgemachte Blunz’n, hausgeräucherte Speck und Bergkäse, um nur einige der Köstlichkeiten aufzuzählen.
Ich kann jedem nur empfehlen sich nicht an den Vorspeisen satt zu essen, denn zum Heurigen wird von den Lohingers und ihren Angestellten noch einiges mehr aufgefahren. Den Anfang machte Fenchel-Staudensellerie Salat und geräucherter Bachsaibling.
Der zweite Gang hört sich schlicht und simpel an, aber es ist wohl eine hohe Kunst, ein Backhend’l so zuzubereiten, dass man noch Wochen später daran denken muss. Wo ich gerade darüber schreibe, knurrt mir der Magen und fleht förmlich nach diesem knusprigen Geflügel. Doch bis zum nächsten Heurigen ist’s noch ein Weilchen hin.
Ich muss schnell weitermachen mit dem Menü, weil ich gerade wirklich dieses Backhend’l will. Ohne Witz. Also gehen wir schnell über zum Alt Wiener Kalbsrahm Gulasch mit Topfenspätzle.
Der darauffolgende Forellenstrudel mit Champignon Düxel und Grüner Veltiner Sauce war so lecker, dass selbst die Fischverächter reingehauen haben wie die Scheunendrescher. Kennt Ihr den Spruch? Das hat meine Oma immer gesagt. „Hau mal rein, wie ein Scheunendrescher.“ Ja, und dieser fischige Strudel überzeugt selbst Leute, die keinen Fisch mögen. Damit meine ich natürlich nicht mich, denn ich liebe Fisch und finde, der könnte, nein sollte wieder viel öfter bei mir auf dem Teller landen. Hab ich schonmal erwähnt, dass ich im Besitz eines Bundesfischereischeins bin? Nicht? Na, das erzähl ich Euch dann ein anderes Mal in aller Ruhe. Jetzt sind wird erstmal beim Lohninger.
Abgesehen von diesem Backhend’l könnte ich nicht sagen, welcher der anderen Gänge der beste war oder ist, denn jedes Gericht ist ein Highlight für sich. Besonders der Bio-Schwein’s Brat’l an Krautsalat, Serviettenknödeln und Majoransaft war ein Gedicht. Vor allem, wenn der Senior Paul Lohinger dem gebratenen Schweinchen mit dem Tranchiermesser zu Leibe rückt. Ja auch Action ist angesagt in diesem Restaurant.
Nach soviel Schlemmerei hat man das Gefühl jeden Augenblick platzen zu müssen, doch noch fehlt das Dessert. Der Dessertwalzer, wie es im Lohninger heißt. Doch vorher schaut noch Mutter Erika Lohninger vorbei und fragt, ob’s denn auch geschmeckt hat. Liebe Frau Lohninger, alles hier ist ein Gedicht! Das sei ihnen versichert. Auch wenn die Hose langsam beginnt zu spannen und man am liebsten den Gürtel um ein Loch weiter zu machen wünscht, der Nachtisch muss noch sein. Grieß Soufflé auf Riesling Sabayon und Quittenkompott.
Ein Traum. Doch noch ist nicht Schluss, denn den Abschluss macht, wie könnte es auch anders sein, der fluffigste Kaiserschmarrn, den ich bisher gegessen habe.
Hier fühlt man sich wahrlich wie im Schlaraffenland. Oder mindestens wie auf einem Kurzurlaub in Österreich. Die kaum beschreiblichen Köstlichkeiten und die herzliche Gastfreundschaft im Hause Lohninger machen den Heurigen zu einem Erlebnis, das man unbedingt mitgemacht haben muss. Nicht nur einmal, alleine schon dieses Backhend’s wegen.
Man sollte aber unbedingt für die Heurigen Reihe reservieren, denn denn hier verhält es sich quasi fast wie beim Kartenvorverkauf für ein Adele Konzert. Im Nu sind die Plätze weg.
Und der Preis von 39,00 € ist nichts wenn man sich überlegt, wieviel man dort zu Essen bekommt. Vor allem in der Qualität. Weil die Familie Lohninger ihre Tradition nach Frankfurt bringen will und weil sie Freude daran hat Ihre Gäste mit österreichischen Spezialitäten zu verwöhnen. Sie beweisen, dass die österreichische Küche mindestens genauso viel kann, wie die französische oder andere Küchen dieser Welt. Ich war nicht das letzte Mal auf einem Heurigen, soviel steht fest.
Bis zum nächsten Mal,
Euer Tobi
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