Es ist der 1. Advent 2020 und ich nutze diesen Tag heute um ein Rezept, welches es schon seit ein paar Jahren auf dem Blog gibt, einmal neu zu präsentieren: Berliner Brot. Genauer gesagt das Berliner Brot nach einem Rezept von meiner Oma.
Ich habe es 2014 in abgewandelter Form in der ZDF Drehscheibe gebacken. Der Redaktion der Drehscheibe war das Gebäck damals nicht „telegen“ genug, weshalb ich es für sie neu interpretieren musst. Vor einer Woche durfte ich die Zubereitung von Omas Rezept bei den Ratgeber im Hessischen Rundfunk in der Live Sendung präsentieren. Ohne Schnickschnack, unverändert, so wie es meine Oma immer gemacht hat. Das möchte ich zum Anlass nehmen und das Berliner Brot auf dem Blog am heutigen Tag zum Hauptdarsteller machen.
Meine Oma musste das Berliner Brot blecheweise backen um die Plätzchendose wieder aufzufüllen, denn wir haben es in Unmengen genascht. Es schmeckt aber auch einfach zu gut und ist immer noch das am häufigsten gebackene Weihnachtsrezept im Hause Kuchenbäcker.
Meine Oma wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und so ist der heutige Tag auch eine kleine Hommage an eine Frau, die mich nicht nur kulinarisch geprägt hat. Omas Rezept für Berliner Brot habe ich für den heutige Tag ein wenig aufbereitet, damit es einfacher nachzubacken ist. Du kennst das vielleicht von Deiner Oma oder Deiner Mama, wenn Du sie nach einem Rezept fragst. Ich erinnere mich als wäre es erst gestern gewesen, dass ich meine Oma nach der Zubereitung gefragt habe. Ich sitze also da mit gezücktem Stift und einem Stück Papier und warte darauf alles akribisch aufzuschreiben. „Wieviel Mehl brauche ich?“, frage ich. Du ahnst es vielleicht schon. Die Antwort ist nicht wie erwartet und zugegeben typisch für meine Oma, wie vermutlich für alle Omas aus dieser Zeit: „Mehl nimmst Du…. nach Gefühl.“ Nach Gefühl? Auch gerne genommen waren Angaben wie „nach Augenmaß“ oder „genug“. Mengen mit denen meine Generation schlichtweg nichts anzufangen weiß. Viele Rezepte meiner Oma sind aus genau diesem Grund unwiederbringlich verloren, daher bin ich umso glücklicher, dass ich das Rezept für Berliner Brot für die Nachwelt konservieren konnte.
Das Besondere an diesem Rezept ist das Apfelkraut, oder Apfelschmaus. Eine Zutat, die im Rheinland sehr populär zu sein scheint. Wie das Rezept in unserer Familie gelandet ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich kann nur sagen, ich bin froh, dass es so ist. Apfelkraut oder auch Apfelsirup findest Du im gutsortierten Supermarkt im Konfitüre-Regal. In der Regel da, wo das Pflaumenmus steht. Alternativ kannst Du Apfelkraut online kaufen, falls Du es in Deinem Supermarkt nicht findest.
Damit es möglichst so schmeckt wie bei Oma nehme ich alle Zutaten so wie Oma sie genommen hat. So kommt in Omas Berliner Brot Blockschokolade und keine x-beliebige Schokolade oder Kuvertüre. Die Haselnüsse werden nicht gehackt gekauft, sondern wie bei Oma von Hand gehackt. Einzig und allein die Schokolade hacke ich sehr fein anstatt sie mit einer Haushaltsreibe zu reiben, wenn ich nicht so viel Zeit habe. Wobei man schon sagen muss, dass sich geriebene Schokolade viel gleichmässiger im Gebäck verteilt. Wichtig ist auch, dass der Zuckerguss direkt nach dem Backen aufgepinselt wird, damit sich eine schöne Zuckerkruste bildet, so wie es bei Omas Berliner Brot auch war.
Rezept für Omas Berliner Brot
- 300g Zucker
- 4 EierGröße M
- 4EL Wasser
- 160g Apfelkrautz.B. von Grafschafter
- 1Fl. Rumaroma
- 500g MehlTyp 405
- 6TL Backpulvergestrichen
- 2EL Zimtschwachgehäuft
- 130g Blockschokoladegerieben
- 320g Haselnusskernegehackt
- 150g Puderzucker
- 2-3EL Zitronensaft
- Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Zucker und Eier zusammen mit dem Wasser cremig aufschlagen.
- Apfelkraut und Rumaroma dazugeben und unterrühren.
- Mehl, Backpulver und Zimt mischen und unter die feuchten Zutaten rühren.
- Geriebene Schokolade und gehackte Haselnüssen unterrühren.
- Backblech mit Backpapier aus legen. Teig gleichmäsig darauf verstreichen.
- Auf der mittleren Schiene für 20-25 Minuten backen.
- In der Zwischenzeit auf 150g Puderzucker und 2-3 EL Zitronensaft einen Zuckerguss anrühren.
- Nach dem Backen sofort den Zuckerguss mit einem Backpinsel gleichmässig verteilen.
- Auskühlen lassen und dann min Mundgerechte Stücke schneiden.
- Hält sich etwa zwei Wochen in der verschlossenen Keksdose.
Hast Du ein Familienrezept, welches Du jedes Jahr zu Weihnachten backst? Ich freue mich, wenn Du es mir in den Kommentaren verrätst. Ich hoffe, Omas Berliner Brot schmeckt Dir.
Bis zum nächsten Mal
Tobias
Udo Jekwwitz meint
lieber Tobias,
ich kann deine Begeisterung für das Berliner Brot nur teilen. Auch für mich ist es eine bleibende – und sehr leckere Erinnerung an meine Kindheit !
Ich backe regelmäßig vor Weihnachten ca. 8 -10 Bleche. Die gehen weg wie nichts, allerdings nasche ich auch mindestens eines SELBST !
Mein Rezept entspricht im Wesentlichen Deinem, allerdings nehme ich Mandeln statt Nüsse.
In „der schlechten Zeit“ mussten wir uns sogar mit Bucheckern aushelfen.
Kuchenbäcker meint
Lieber Udo,
danke für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass du die Begeisterung für Berliner Brot teilst. Für mich ist das neben dem Geschmack auch Erinnerung. Das mit den Mandeln probiere ich mal aus.
Viele Grüße
Tobias
Udo Jekewitz meint
Es lebe das Berliner Brot!
Volker meint
Jaaa – Berliner Brot! Das habe ich bei meiner hochbetagt verstorbenen Schwiegermutter kennen und lieben gelernt. Seit etlichen Jahren backe ich viele Bleche davon zu Weihnachten und versorge damit nicht zuletzt ihre Enkel und Urenkel. Allerdings unterscheidet sich ihr Rezept deutlich von Deinem – vielleicht weil es Westfahlen und nicht aus dem Rheinland stammt?
Zutaten:
500 g Weizenmehl Typ 405
250 Rüben(!)kraut (z.B. Grafschafter Goldsaft)
375 g Zucker
125 g Margarine
2 Eier
je 2 Messerspitzen Kakao und Zimt
1 Messerspitze Nelkenpulver
1/2 Päckchen Backpulver
100 g gehackte Haselnusskerne
200 g gehackte Mandeln
Zubereitung:
Rübenkraut erhitzen und darin den Zucker auflösen.
Während das abkühlt Mehl, Backpulver, Kakao, Zimt, Nelkenpulver mit den Eiern und der Margarine gründlich verrühren..
Backblech fetten und evtl. schon den Backofen auf 175 Grad (Ober- und Unterhitze) vorheizen.
Das etwas abgekühlte, aber immer noch (zäh)flüssige Rübenkraut mit dem Teig vermischen. Das schafft der Handrührer noch. In die relativ feste klebrige Masse die gehackten Nüsse und Mandeln mit einem stabilen Rührlöffel einarbeiten. Kraft und Ausdauer sind gefordert.
Auf dem gefetteten Backblech die Masse – z.B. mit dem Teigschaber – in kleinen Portionen verteilen und in den Backofen geben. Die Ofenhitze bewirkt die ganz gleichmäßige Verteilung. Nach 30 Min. Backzeit das Blech auf einem feuchten Tuch abkühlen lassen – aber nicht zu lange!
Meine Schwiegermutter hat nun das Berliner Brot mit Zuckerwasser (3 El Zucker in 3 El Wasser aufgekocht) bestrichen, was ihm einen schönen Glanz verleiht. Mir ist es auch so süß genug und ich spare diesen Schritt.
Den noch handwarmen „Blechkuchen“ viermal quer und dreimal längs teilen und nun mit Gefühl (und Kraft) das Berliner Brot vom Blech lösen. Ich nehme dazu ein Küchenmesser mit ca. 13 cm langer, glatter Klinge, mit dem ich die Platten so vom Blech löse, dass nicht allzu viel kleben bleibt. (Vielleicht weiß jemand, wie man die innige Verbindung von Berliner Brot und Blech eleganter trennt?) Die Platten lasse ich ein wenig auf Kuchengittern abkühlen, bevor ich sie mit dem Wiegemesser (diagonal) in ca. 1,5 cm breite und 3 bis 4 cm lange Streifen zerschneide.
Auch dieses Rezept hat Suchtpotential.