Immer wenn ich „Michel“ höre, muss ich unweigerlich an Michel aus Lönneberga denken. Nun, eigentlich heißt der kleine Racker Emil. So hat ihn seine Schöpferin, Astrid Lindgren, genannt. Nur im deutschsprachigen Raum wurde er umgetauft, um Verwechselungen mit Erich Kästners Emil Tischbein aus „Emil und die Detektive“ zu vermeiden. Ich habe Emils Vater Anton im Ohr, wie er nach seinem Filius brüllt. Findet Ihr nicht auch, dass man Emil viel besser als Michel rufen kann?
Astrid Lindgren gehört zu den Heldinnen meiner Kindheit, Ihre Figuren haben mich begleitet und noch heute sitze ich gebannt vor dem Fernseher, wenn die Figuren der Schwedin über die Mattscheibe flimmern. Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, die Kinder von Bullerbü oder eben Emil.
Wusstet Ihr eigentlich, dass Emil Gemeinderat wurde, als er erwachsen war? Wenn man an seine Streiche denkt, kann man sich das gar nicht vorstellen. Viel weniger noch die Menschen aus Lönneberga, die stets über ihn schimpften. Von außen betrachtet, kann man eigentlich nicht wirklich von Streichen sprechen, er hat einfach gemacht, was ein kleiner Junge eben macht. Böse hat er es wohl nie gemeint und ihm Mutwilligkeit zu unterstellen, ist meiner Meinung nach, total verkehrt. Er war ein aufgeweckter kleiner Kerl, der mit offenen Augen und neugierig durchs Leben ging und dass dabei mal was zu Bruch geht oder das ein oder andere Missgeschick passiert, ist im Grunde genommen gar nicht verwerflich.
Viele denken vielleicht an das Malheur, als Emil mit seinem Kopf in der Suppenschüssel steckte oder als er die Schweine auf dem Kathult-Hof mit vergorenen Kirschen fütterte, so dass diese betrunken die Hühner jagten, bis das Federvieh vor Schreck in Ohnmacht fiel. Die wenigsten denken daran, dass er im schlimmsten Schneegestöber seinen besten Freund, den Knecht Alfred auf einen Schlitten spannte und ins Dorf zum Doktor brachte, als dieser hochfiebrig daniederlag. Ja, Emil war ein Lebensretter, unerschrocken. Vielleicht war es auch einfach nur kindliche Naivität. Auf jeden Fall aber ein Zeichen für sein großes Herz. Und mich wundert es nicht, dass er später als Gemeinderat Karriere machte.
Emil und Kirschen, was liegt da näher, als einen Kirschemil zu machen. Also einen Kirschmichel. Allerdings ohne altbackenes Brot. Locker fluffig mit Quark und Gries. Gebacken habe ich den süßen Auflauf in einem Römertopf*. Ich liebe diesen Bräter aus Ton, denn er eignet sich nicht nur zum Garen von Fleisch und Gemüse im Backofen, sondern auch zum Backen von Broten und Aufläufen. Meine Mutter hat auch so einen und ich bin mir sicher, dass Emils Mama Alma, die all seine Abenteuer in einem Tagebuch niederschrieb, Kirschmichel gewiss auch in einem Römertopf gemacht hätte.
Für Kuchenbäckers Kirsch-Emil braucht Ihr:
3 Eier
1 Pr. Salz
100g Zucker
95g Butter
120g Weichweizengrieß
1 TL Backpulver
2 EL Amaretto
1 EL Zitronensaft
400g Quark Magerstufe
1 Glas Kirschen (350g Abtropfgewicht)
1. Gießt die Kirschen in ein Sieb und lasst die Flüssigkeit abtropfen. Gebt die Kirschen in eine Schüssel und gebt die zwei Esslöffel Amaretto darüber.
2. Lasst die Butter bei niedirger Hitze schmelzen und stellt sie zum Abkühlen beiseite.
3. Trennt die drei Eier. Das Eiweiß schlagt Ihr mit der Prise Salz zu festem Eischnee.
4. Schlagt die Eigelbe zusammen mit dem Zucker dickcremig auf.
5. Gießt die flüssige Butter dazu und rührt sie unter.
6. Gebt die Kirschen wieder in ein Sieb und fangt den Amaretto auf. Den Amaretto rührt Ihr zusammen mit dem Zitronensaft unter den Teig.
7. Mischt Grieß und Backpulver in einer Schüssel und gebt die Grießmischung zum Teig. Gut unterrühren.
8. Rührt jetzt den Quark unter die anderen Zutaten und hebt dann mit einem Teigschaber das Eiweiß unter.
9. Zum Schluss werden die Kirschen untergehoben.
10. Die Masse füllt Ihr jetzt in den gefetteten Römertopf oder eine (gefettete) Auflaufform.
11. Im vorgeheizten Backofen backt der kirschige Emil bei 180 Grad Ober-/Unterhitze auf unterster Schiene für 45 Minuten.
12. Nach dem Backen mit Puderzucker bestäuben. Schmeckt warm oder kalt. Den Kirschemil habe ich natürlich ohne Deckel gebacken. Sonst würde die Oberfläche nicht so schön goldgelb. Die süße Hommage an Emil aus Lönneberga ist locker fluffig und schmeckt ganz leicht. Eigentlich ein perfektes süßes Gericht für den Sommer.
Viel Spaß beim Nachbacken!
Gabi meint
Emil – wirklich 😉 der Name passt…aber in unseren Köpfen wird der Emil wohl der Michel bleiben…
DEIN Kirschenemilmichel….liest sich sehr lecker…danke für’s Rezept und die netten Worte und Infos drumherum!
Astrid Lindgren – besser geht nicht.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Gabi
Kuchenbäcker meint
Hallo Gabi,
Das freut mich. Ich liebe die Geschichten von Astrid Lindgren sehr. Bin gespannt wie es euch schmeckt.
Süße Grusse,
Tobi