Ein Blick hinter die Kulissen
Im vergangenen Jahr habe ich schon über die Apfelkelterei Heil und Rewe Regional berichtet. Regionalität und Nachhaltigkeit gewinnt bei Lebensmitteln immer mehr an Bedeutung. Kirchweidach, ein kleines Örtchen in Bayern, idyllisch ländlich zwischen München und Salzburg gelegen, spielt eine tragende Rolle im nachhaltigen Anbau von Tomaten und Paprika.
Ein Gewächshaus und die Nachhaltigkeit – Wie das funktioniert
2013 hat Josef Steiner sein Gewächshaus mit 11,8 Hektar Produktionsfläche in Betrieb genommen. Er hat sich oft gefragt, warum Unmengen von Tomaten und Paprika importiert werden müssen, anstatt regional und vor Ort zu produzieren. Ein Argument waren die hohen Energiekosten um so ein Gewächshaus zu betreiben. Für ihn war vor allem wichtig, nachhaltig zu produzieren. Vorhandene Wärmequellen zu nutzen ohne auf fossile Brennstoffe zurückgreifen zu müssen. So hat er sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort gemacht und ist in Kirchweidach fündig geworden.
Steiner nutzt ausschließlich vorhandene Erdwärme. Eine angezapfte Geothermiequelle sorgt für genug Wärmeenergie um das riesige Gewächshaus zu beheizen.
Wenn er von der Anlage und der Produktion erzählt, spürt man die Leidenschaft und vor allem den Nachhaltigkeitsgedanken mit dem die Tomaten und Paprika angebaut werden. Man merkt, dass es nicht um den massenhaften Anbau von Gemüse geht, sondern hier macht man sich Gedanken um die Umwelt.
Steiner gewährt einer Gruppe von Foodbloggern Einblick in seine Welt. Der Kuchenbäcker inmitten tausender Tomatenpflanzen. Bevor wir jedoch die heiligen Hallen Betreten, müssen wir uns einen schicken, weißen Kittel anziehen und durch die Desinfektionsanlage. So wird verhindert, dass die Pflanzen mit Schädlingen von außerhalb kontaminiert werden. Auch was Schädlingsbekämpfung angeht, hat Steiner hohe Ansprüche. Diese wird im Betrieb rein biologisch angegangen, Schlupfwespen und Raubmilben sollen der weißen Fliege den Gar ausmachen. Bei massivem Befall kann er nicht ausschließen, dass er mit Chemie arbeiten muss, seit die Anlage Betrieb genommen wurde, kam dies, so Steiner, glücklicherweise noch nicht vor. Für den Fall, dass er im äußersten Notfall darauf zurückgreifen muss, würde sich rückstandsfreien Mitteln bedient, die nicht im Gemüse landen. Im Januar beginnt die Produktion mit der Beflanzung der Jungpflanzen. Diese werden auf Kulturrinnen mit Kokossubstrat gezogen. Er setzt bewusst auf Kokosfaser, da diese organische Masse biologisch abbaubar ist und als Dünger auf die umliegenden Felder ausgebracht werden kann, anders als Steinwolle, die nach dem Anbau entsorgt werden muss. Die Pflanzen werden nach dem sogenannten Spaghetti Prinzip über die Wurzel bewässert. Wasser, welches von der Pflanze nicht aufgenommen wird, wird in einer Rinne aufgefangen, gefiltert und dem Bewässerungskreislauf wieder zugeführ. Die Bewässerung funktioniert autark, einzig und allein durch Regenwasser, welches in einem Auffangbecken gesammelt wird. Die Bestäubung der Blüten wird von fleissigen Hummeln übernommen. Zwischen 50 und 100 Hummeln kommen pro Pappbox ins Gewächshaus und sorgen dafür, dass die Früchte wachsen. Hummeln eignen sich besonders gut, weil sie, im Gegensatz zu Bienen, einen kleineren Radius anfliegen. Man könnte sagen, sie befliegen nur das, was sie vor der Nase haben und sind weniger aggressiv als Bienen, die sich zudem auch nicht so gern einsperren lassen. Ende März beginnt die Tomatenernte. Bis November wird dann geerntet. Im Winter sind die Lichtverhältnisse zu schlecht und so wird das Gewächshaus gereinigt, damit im Januar wieder mit der Kultivierung neuer Pflanzen gegonnen werden kann. Die Pflanzenreste am Boden, wie auf dem linken Bild zu sehen, erfüllen ebenfalls einen Zweck. Sie dienen einer natürlich Regulierung der Luftfeuchtigkeit. Man erkennt deutlich, dass alle Ressourcen sinnvoll genutzt werden. In einem anderen Teil des Gewächshauses werden Paprika angebaut. Anders als die Tomaten, werden die Paprika und Spitzpaprika am Boden gezogen, allerdings, genauso wie die Tomaten, auf Kokossubstrat. Die Ernte der Paprika kann schon Mitte März erfolgen. Die morgentliche Ernte wird gewogen, sortiert, abgepackt und macht sich dann direkt auf die Reise zum Kunden. Steiner produziert exklusiv für die REWE Group. Die Ware wird nur an Supermärkte in der Region ausgeliefert und geht nicht auf die Reise quer durch die Republik. Darüber hinaus ist sie mit dem Pro Planet Label versehen, welches für ökologische und soziale Nachhaltigkeit steht. Als größtem Vermarkter für Bio-Lebensmitteln legt Rewe Wert darauf, auch im konventionellen Bereich Produkte anzubieten, die sozial verträglich sind und nachhaltig angebaut werden. Früchte, die nicht den von der EU vorgegebenen Standards entsprechen und nicht im Supermarkt landen, gehen an Einrichtungen wie die Tafel. Hier wird nichts verschwendet oder weggeworfen. Die moderne Filteranlage sorgt dafür, dass kein Wasser vergeudet wird und wieder im Bewässerungskreislauf landet. Die Heizungsanlage, die dank Geothermiequelle für die Beheizung sorgt, ist in der Lage überschüssige Wärme, die nicht benötigt wird, zu speichern. Es ist absolut bemerkenswert, dass der Betrieb durch die nachhaltige Beheizung im Vergleich zu konventionellen Gewächshäusern etwa 4,8 Millionen Liter Heizöl spart. Die Dächer der Funktionsgebäude sind mit Photovoltaik Anlagen ausgestattet. So werden 80% des Stromverbrauchs selbst produziert.
Mich hat der Besuch absolut begeistert, ich habe eine Menge Input und Hintergrundwissen mitgenommen und werde zukünftig öfter auf das Pro Planet Label achten. Dieser Betrieb ist ein Beweis, dass man auch „Nicht-Bio“ Ware ohne Reue kaufen kann.
Josef Steiner beweist, dass der Gemüseanbau im Gewächshaus ökologisch nachaltig funktioniert. Bislang ist er der einzige Gemüsebauer, der seine Produkte auf diese Weise anbaut. Steiner sagt aber auch, dass es nicht einfach ist, einen geeigneten Standort zu finden. Die geologischen Vorraussetzungen müssen gegeben sein und natürlich muss das Umfeld mitspielen. Ich hoffe, dass er viele Nachahmer findet.
Paprika Marmelade?
Weil die Tomaten noch nicht reif waren, habe ich mir einige frische Paprika mitgenommen und daraus eine total leckere Paprika Marmelade gemacht. Paprika Marmelade? Gibt’s sowas? Klar! Jetzt schon und sie schmeckt total lecker!
Für diesen etwas ungewöhnlichen, süßen Brotaufstrich (Paprika Marmelade) braucht Ihr:
1,2 kg Paprika (3 gelbe, 2 rote)
6 EL Wasser
1/2 TL Salz
1/2 TL Zimt
3 EL Zitronensaft
1 kg Gelierzucker 1:1
1. Zunächst wascht Ihr die Paprika und entfernt das Kerngehäuse.
2. Schneidet die Paprika in Würfel und gebt sie mit 6 EL Wasser in einen großen Topf. Gebt das Salz dazu.
3. Mit geschlossenem Deckel kocht Ihr die Paprika bis sie gar ist.
4. Mit einem Stabmixer wird die Paprkia pürriert.
5. Schmeckt das Paprikapüree mit Zimt und Zitronensaft ab.
6. Rührt den Gelierzucker unter und lasst das Ganze aufkochen und vier Minuten sprudelnd kochen. Vor dem Abfüllen macht Ihr eine Gelierprobe. Dazu gebt Ihr eine TL Marmelade auf einen kleinen Teller oder eine Untertasse. Wenn die heiße Masse auf dem kalten Teller geliert, ist die Marmelade gut.
7. Füllt die Marmelade in sterile Gläser. Sterilisierte Deckel aufschrauben und umgedreht auf einem Küchentuch abkühlen lassen.
Zum Sterilisieren der Gläser befüllt Ihr sie mit kochendem Wasser. Das tötet Keime ab. Das Wasser vor dem Befüllen abgießen und verkehrtherum auf einem sauberen Küchentuch abtropfen lassen. Die Deckel übergießt Ihr ebenso mit kochendem Wasser.
Viel Spaß beim Nachmachen!
Ich bin gespannt, wie Euch die Paprika Marmelade schmeckt und freu mich über Eure Rückmeldung.
Nika meint
Wow, eine tolle Idee mit der Paprika Marmelade. Ich kann mir das zwar grade nicht so recht vorstellen, aber… hey, warum nicht? 🙂
LG
Nika
Eva Reiß meint
Das Beste an dieser Marmelade ist der Zimt. Super Geschmack. Ich habe es heute probiert, weil ich für zukünftige Basare oder „Kunst und Krempel“ -Märkte etwas Besonderes probieren wollte.
LG
Eva
Kuchenbäcker meint
Hallo Eva,
Das freut mich. Gib mir doch mal per email Bescheid, wenn Du auf einem Basar bist, dann schau ich mal vorbei.
Süße Grüße,
Tobi
Frank Mühlfeld meint
Super mit der Marmelade ich habe schon 10 kg Paprika verarbeitet und sie schmeckt immer noch super lecker.