Ich werde alt, glaube ich. Ein eindeutiges Zeichen dafür ist wohl, dass bei mir der „Tanz in den Mai“ eher ein „Schlaf in den Mai“ war, denn ich war gestern zeitig im Bett. Nach dem Tatort im Ersten war ich so müde, dass ich nur noch an der Matratze horchen wollte. Also kein wildes Getanze und auch keine Walpurgisnacht für mich.
Da ist er also nun, der Mai. Und eines meiner allerliebsten Maikräuter ist der Waldmeister. Ich mag den Geschmack und den Duft dieser Pflanze, die, wie ich, den Schatten liebt.
Wenn ich im Siegerland unterwegs bin kenne ich eine Stelle, von der ich weiß, dass der Waldmeister dort wächst und dass ich ihn dort in rauen Mengen ernten kann. Da allgemein geraten wird, Waldmeister vor der Blüte zu ernten und ich letztes Jahr fast zu spät war, habe ich dieses Jahr kurzerhand selbst Waldmeister auf meinem Balkon angebaut.
Warum soll man Waldmeister vor der Blüte ernten?
Im Waldmeisterkraut ist ein Stoff enthalten, aus dem, wenn die Pflanze welkt das sogenannte Cumarin entsteht. Cumarin kann Benommenheit und Kopfschmerzen hervorrufen und wenn man es mit dem Konsum übertreibt, sogar Leberschäden. Deswegen wird Waldmeister auch nicht als ungiftig sondern als wenig bis kaum giftig eingestuft. Wie das klingt „kaum giftig“.
Man soll den Waldmeister übrigens vor der Blüte ernten, weil er dann weniger Cumaringlykoside enthält als zur oder nach der Blüte. Aus diesen Cumaringlykosiden entsteht das vorhin erwähnte Cumarin. Aber eben dieses Cumarin ist auch der Stoff, der dem Waldmeister sein Aroma gibt.
Ich halte mich also daran und ernte das Kraut vor der Blüte. Für mich ist das Cumarin kein Grund, die Pflanze nicht zum Aromatisieren von Bowle Sirup oder heute meiner Eiscreme zu verwenden. Abgesehen davon, dass ich das Aroma des Waldmeisters sehr mag, finde ich das Pflänzchen auch sehr hübsch. Waldmeister wächst im Wald gerne unter Bäumen oder an schattigen Plätzen, denn er mag die pralle Sonne nicht.
Man kann natürlich auch Waldmeister Sirup im Supermarkt kaufen, dieser enthält aber in der Regel ein synthetisch hergestelltes Waldmeister Aroma und keine Auszüge aus echtem Waldmeisterkraut.
Es gibt im Netz viele Rezepte für Waldmeister Eis, welches mit Sirup aromatisiert ist. Ich habe meinen Waldmeister vom Balkon geerntet und ihn nach dem Waschen und Trocknen zwei Tage welken lassen. Ein herrlicher Duft, der sich von der Fensterbank in der gesamten Wohnung verbreitete. Das war ein wahres Dufterlebnis. Den so vorbereiteten Waldmeister habe ich dann direkt in der Sahnemilch für die Eismasse ziehen lassen.
Rezept für Waldmeister Eiscreme
- 5Stiele Waldmeister
- 450g Creme Double
- 200ml MilchVollmilch
- 110g Zucker
- 2Pck Vanillezucker
- 1Prise Salz
- 1 EL Rum
- Waldmeister waschen und trocken tupfen.
- Den Waldmeister mindestens zwei Tage trocknen bzw. welken lassen. So entfaltet er sein typisches Aroma.
- Creme Double und Milch zusammen mit dem Zucker in einen Topf geben und umrühren.
- Den Waldmeister dazugeben.
- Prise Salz und Rum dazugeben und erhitzen.
- Wenn die Sahne Milch Mischung heiß ist (nicht kochen!) zugedeckt auskühlen lassen.
- Je nach Geschmack kann man den Waldmeister dann schon herausnehmen. Ich lasse ihn noch mindestens drei weitere Stunden im Kühlschrank in der Sahne Milch Mischung ziehen.
- Die Mischung in die Eismaschine geben und gefrieren lassen.
- Fertige Eismasse in eine Dose füllen und durchfrieren lassen.
- 5 - 10 Minuten vor dem Verzehr aus dem Froster nehmen.
- Wer keine Eismaschine hat rührt die Eismasse beim Gefrieren alle 30 Minuten einmal durch, damit sich keine Eiskristalle bilden.
Die Eiscreme wird nach diesem Rezept nicht wirklich grün, wie man es von Waldmeister Sirup oder Waldmeister Eis kennt, da zwar das Aroma an die Eismasse abgegeben wird, nicht aber die Farbe. Da kann man, wenn man möchte, mit etwas Lebensmittelfarbe nachhelfen. Ich habe einige wenige Tropfen grüne Lebensmittelfarbe dazugegeben, denn das Auge erwartet doch irgendwie das Grün, wenn man an Waldmeister Eiscreme denkt.
Ich habe noch einen Schuss Rum in die Eiscreme gegeben. Für einen feinen Geschmackskick. Ihr könnt den Rum aber auch weglassen, wenn Ihr den puren Waldmeistergeschmack bevorzugt.
In Dänemark wird Waldmeisterkraut gesammelt und zum Trocknen aufgehängt, damit er seinen feinen Duft dabei in der Wohnung verbreitet. Zum Aromatisieren von Speisen kennt man ihn dort kaum. Ich wurde schon etwas komisch angeschaut, als ich dänischen Freunden mal erzählte, dass ich Waldmeister Bowle, Waldmeister Eis oder Waldmeister Bonbons mache.
Ich hoffe, Euch gefällt meine süße Waldmeister Eiscreme. Habt einen schönen 01. Mai.
Bis bald,
Euer Tobi
nike meint
Moin Tobi, das sieht hervorragend aus. Ich habe gestern noch Waldmeister auf der Dachterrasse gepflückt und zum Trocknen aufgehängt. Da das Kraut schon geblüht hat, überlege ich noch, ob ich es mit den Dänen halte oder es doch sehr dosiert in die Bowle packe. So oder so duftet meine Wohnung gerade herrlich …
Kuchenbäcker meint
Liebe Nike,
Der Duft ist herrlich. Am liebsten würde ich ihn konservieren und das ganze Jahr über in der Wohnung haben. Ich freu mich sehr, dass Dir mein Eis gefällt.
Ich schätze, vorsichtig dosiert sollte das kein Problem sein. Nur nicht übertreiben.
Süße Grüße,
Tobi
Barbara meint
Dein Eis sieht wirklich frühlingshaft hübsch grün aus! Ich überlege auch immer, ob ich bei den guten Zutaten dann doch noch grüne Farbe rein packe oder nicht. Vanillepudding ohne Gelb, Waldmeisterdesserts ohne grün? Je nach Lust und Laune, da hast Du recht. Meine weißen Desserts damit waren mir dann doch ein wenig zu langweilig… 😉
Kuchenbäcker meint
Hallo Barbara,
Ich verstehe nur zu gut, was Du meinst. Man macht „echtes“ Waldmeistereis und gibt dann Farbe dazu. Ich habe auch lange überlegt. Dann dachte ich an ein Experiment, bei dem „falsch gefärbte“ Gummibärchen eine Rolle spielten. Himbeer Gummibärchen, die gelb gefärbt waren wurden von den Probanden zitronig geschmeckt und umgekehrt. Deshalb habe ich mich kurzerhand doch für die Farbe entschieden. Mann kann hier allerdings gut auf „färbende Lebensmittel“ zurückgreifen, die es in gut sortierten Bioläden und Reformhäusern gibt.
Süße Grüße,
Tobi
Martina meint
Waldmeister finde ich super, ich liebe ihn als Sirup im Getränk, ganz simple im Wackelpudding (mist, jetzt will ich einen haben!!) und in der Mai-Bowle. Und jetzt im Eis….
LG Martina
Kuchenbäcker meint
Liebe Martina,
Das freut mich sehr. Herzlichen Dank. Ich bin mir sehr sicher, dass Dir das Eis vorzüglich schmecken wird. Ich liebe Waldmeister auch so sehr.
Süße Grüße,
Tobi
Walter Federsel meint
Servus Tobias,
bin gerade via springlane auf Dein Waldmeister-Eis aufmerksam geworden, Mit diesem Eis verbinde ich Erinnerungen an meine Kindheit in den 60ern und 70ern und Waldmeister als Mai-Bowle auf Basis eines spritzigen Frankenweins ist immer wieder fein und war schon trendig lange vor Sprizz und Hugo.
Ich hab‘ noch feinen Waldmeister-Sirup daheim. Welche Dosierung schlägst vor, wenn ich den frischen Waldmeister in Deinem Rezept mit Sirup ersetze?
Viel Erfolg mit dem Blog und überhaupt
Grüsse, Walter!